Der Windsheimer Chronist Christian Wilhelm Schirmer hielt das Gartenhaus für einen Überrest des
ehemaligen Klosters und beschrieb es 1832 als ein „Gebäude, welches gegenwärtig als Scheune
benützt wird, dessen innere Einrichtung aber noch jetzt seine ehemalige, dem gegenwärtigen
Gebrauche ganz fremde Bestimmung andeutet.“ Den verschiedenen alten Stadtplänen zufolge ist das
Gebäude offenbar nach 1906 abgebrochen worden.
Auch hier ergab einmal mehr die Durchsicht der Rechnungsbücher zur Klosterpflege, die im
Stadtarchiv von 1539 bis 1543 und dann ab 1556 bis 1804, also fast vollständig, vorliegen,
etliche Mosaiksteinchen, die sich schließlich zu einem recht informativen und teils ganz neuen
Bild zusammenfügen ließen.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörten zu den Klosterbesitzungen offensichtlich noch
größere Weingärten „am Leipoldsberg“, nördlich von Wiebelsheim nahe der Gräf. Eine jährlich
wiederkehrende eigene Rubrik in den Rechnungsbüchern bildeten damals die „Ausgaben auf
Weingarten“. 1560 wurden diese Weingärten verkauft.
Aber auch der Klostergarten wird zu jener Zeit schon erwähnt, so als zum Beispiel 1558 elf Bäume
oder 1564 „26 junge Bäume“ neu gepflanzt werden. Immer wieder tauchen in den Rechnungsbüchern
derartige Ausgaben für neue Pflanzungen auf. Dabei werden 1638 Rosenstöcke erwähnt, 1692 „zwölf
gute Fochheimer Bäumlein“. 1785 werden bei einem Gärtner in Schweinfurt zwölf Kirschen- und
Aprikosenbäume und 24 Apfel- und Birnbäume gekauft.
Belegt ist seit dem 17. Jahrhundert ferner, dass zum Klostergarten auch der wohl davorliegende
„Zwinger“ gehörte, also der Bereich zwischen der Stadtmauer hier und den Wallgräben.
Zu den regelmäßig wiederkehrenden Arbeiten gehörte schon damals, die „Closter Bäume zu rappen“,
oder wie es später auch oft heißt, zu „raupen“, also von Raupen zu befreien. Auch andere
Begriffe der Gartenpflege fallen wie „pelzen und okulieren“, Beete zu „schoren“, „etliche Karren
Düngung“ oder Namen von Geräten wie „lange Gabeln zu Baumstützen“, doppelte Baumleiter und
Rechen. 1731 bestellt man einen „Gärtner von Erlangen, die Bäume und auch den Garten in die
Ordnung zu bringen“. Danach werden verschiedentlich eigene Gärtner namentlich genannt (Matthias
Seuschab 1749 bis 1767, Hofmann 1773 bis 1781, Johann Christian Brünner 1783 bis 1785,
Hirschmann 1786 bis 1792) – reichsstädtische Vorgänger er heutigen Stadtgärtner.
Eine Idee vom Aussehen des Gartens vermitteln die Rechnungsbücher etwa, wenn immer wieder der
„Zaun im Closter“ genannt wird oder die „Zaunstickel zum großen Closter Garten“, wenn der
Brunnen, für den 1628 und 1692 sogar eigens ein „Brunnenmeister“ wegen des „Pumpwerks“ bezahlt
wurde, erwähnt wird oder ein steinerner und ein hölzerner Trog. Als der Rat 1667 die vielen
„großen und kleinen Leuchter im Closter“ in drei Säcken verpackt in Nürnberg verkaufte, erwarb
er dort von dem Erlös eine „Wasserkunst“ für den Garten.
1713 nun wurden die letzten noch erhaltenen Klostergebäude abgebrochen und das Gartenhaus
errichtet. Dass es sich um keinen nüchternen Zweckbau handelte, deutet schon der Eintrag in der
Stadtchronik an: „Pfleger war Herr Bürgermeister Georg Christoph Erhardt und der Zimmermann, so
den neuen Bau führet, Zacharias Seiz.“
Details zum Aussehen und zur Ausstattung und Hinweise zu Zweck und Nutzung dieses Gartenhauses
geben die Rehcnungen nur allmählich preis. So erfährt man, dass das Haus zwölf große Fenster
hatte, ein unteres Zimmer, eine Küche, eine große „obere Stube“ (auch: großer Sall), ein
Nebenzimmer und ein „heimliches Gemach“, und dass es mit Öfen beheizbar war. Wie groß der Bau
war, lässt eine Ausnahmesituation erahnen, als am 9. und 10. Dezember 1795 „im großen Zimmer
einlogirte französische Kriegsgefangene 144 Mann“ notiert werden „incl. Commandirter, welche im
untern Stüblein sich aufhielten.“
1717 werden „Sessel von Nußbaumholz“ und „grünes Tuch hierzu“ angeschafft und der „Bildhauer zu
Virnsperg für Arbeit“ bezahlt, also wohl kein geringerer als Johann Friedrich Maucher, der 1734
den Altar und die Kanzel der Kilianskirche schuf. 1748 erhält der Schreiner seinen Lohn „für
Reparationsarbeit an denen Speistafeln und Tischen.“
1776 wird ein „schadhaft gewordener Turm“ auf dem Dach und ein „Trumbau“ erwähnt. „Schäden im
Dachhängwerk“ und eine „deswegen gesunkene Decke im oberen Zimmer“ machen im Jahr darauf eine
größere Reparatur nötig, wobei außerdem der obere Saal und das untere Zimmer gebrettert werden
und „in das obere Stockwerk“ eine neue breitere Treppe kommt. Für neue Fenster werden
„Spiegelscheiben und Tafelglas“ geliefert, 1786 werden Wandleuchter angeschafft.
Lassen die Hinweise auf Nussbaumholz-Sessel, Speisetafeln und Tische noch nur indirekt auf die
Nutzung des Gartenhauses schließen, ist sie am 19. Juli 1759, sozusagen im Rahmen eines Empfangs
im Rathaus, umso ausführlicher dokumentiert. Damals statteten „der Hochfürstlich Ansbachische
neue Herr Oberamtmann zu Uffenheim, Herr Baron von Reizenstein, nebst denen alldasigen
Unterbeamten bei allhiesigen Magistrat einen Besuch ab, nachdem Herrn Oberamtmann zu dieser
Station [Ernennung] ohnlängst schriftlich gratuliert worden [war]. Bei ihrer Ankunft im
Storchwirtshaus wurde Herr Oberamtmann durch Herrn Senator von Winterbach und jüngern Zinsherrn
Rücker complimentiert und aufs Rathaus invitiert. Nachdem sie sich allda die Zimmer [und] auch
die Kriche zeigen lassen [hatten], wurden sie durch die Herrn Bürgermeister, Consulenten,
Zinsherrn [und] auch jüngern Bürgermeister Mercklein in die Closter-Sommer-Stube zu einem
Mittagsmahl begleitet, wonach sie die Bilbiothec besehen [hatten] und unter angesicherter
künftig zu haltender guter Nachbarschaft noch diesen Abend nach Uffenheim zurückgegangen“ waren.
Zu diesem „Mittagsmahl in der Klostersommerstube“ war das Essen natürlich andernorts (wohl in
der Spitalküche) zubereitet worden. Zwei Mägde bekamen ein besonderes „Trankgeld wegen der bei
dieser Gelegenheit verschiedene Tage über gehabten Unruhe und Laufens“.
Zum Ende des 18. Jahrhunderts erfahren wir von weiteren Nutzungen des Gartenhauses. Am 6.
November 1790 wird hier ein Ball veranstaltet, am 20. November folgt in Anwesenheit der
Magisratsmitglieder ein Konzert mit „zweien Virtuosen auf der Fagott und Violin“. 1792 errichtet
man einen neuen „Lattenzaun, damit nicht bei einer Copulation [Hochzeit] oder bei einem Ball
denen herbeilaufenden Kindern und Mägden der ganze Klostergarten preisgegeben werden muß“, um
Schaulustige also fernzuhalten.
1801 wurder der Klostergarten an einen Privatmann verkauft. Das Kloster-Gartenhaus oder
Sommergartenhaus, in dem einst Festessen und Empfänge gegeben, Tanzveranstaltungen und Konzerte
durchgeführt und und besondere Hochzeiten ausgerichtet worden waren, wurde zur Scheune. Damit
endete die Geschichte dieses reichsstädtischen Vorgänges von Stadthalle und Sitzungssaal.
Autor: Michael Schlosser